Kinesiologische Arbeit mit Sportlern
Volleyball, 2. Bundesliga Herren
Zeitraum: Juli 2007 bis März 2008
Kinesiologisches Arbeiten ist besonders effektiv mit Sportlern, was sich bei jüngsten erfolgreichen Beispielen im Handball, Fußball und auch bei der Schwimmweltmeisterin Britta Steffen zeigt. Während der Saison 2007/2008 wurde mir das kinesiologische Coaching mit einer Volleyball-Mannschaft der 2. Bundesliga ermöglicht. Die Mannschaft stieg in der darauffolgenden Saison in die 1. Bundesliga auf. Schwerpunkte waren der Stressabbau mit einzelnen Spielern und das stressfreie Zusammenspiel des zum Teill neuen Teams, das sich aus Spielern aus neun verschiedenen Nationalitäten zusammensetzte.
Teil I: Meetings
Voraussetzung für das kinesiologische Coaching mit den Volleyballern war die Zustimmung und Unterstützung durch den Trainer der Mannschaft, der sich „grundsätzlich für neue Methoden offen“ zeigte.
Vereinbart wurden drei Meetings mit der Mannschaft - zwei davon in der Vorbereitungszeit vor der Saison (Mai bis August) und mehrere individuelle Sitzungen mit einzelnen Spielern (September bis März).
Während eines Trainingsabends stellte der Trainer für eine erste Präsentation 120 Minuten zur Verfügung, in denen den Spielern aus unterschiedlichen Nationen in deutsch und englisch das Vorhaben vorgetragen und erste Unterlagen ausgeteilt wurden.
In diesem ersten Meeting wurde das Instrument des kinesiologischen Muskeltests vorgestellt (einige Spieler boten sich sofort für eine praktische Demonstration an) und über Kinesiologie als Methode zum Stressabbau informiert. Damit alle aufmerksam folgen konnten - nachdem sie bereits 120 Minuten Volleyballtraining absolviert hatten - wurden alle Spieler gebeten, einfache kinesiologische Übungen wie Wasser trinken, Überkreuzbewegungen zu fetziger Musik, Ohren ausfalten, neurolymphatische Punkte reiben und Hook ups auszuführen, deren Wirkungen nebenbei erklärt wurde.
Auf einem Flipchart wurde ein schematisches Modell des Menschen vorgestellt, das sich in einen physischen, einen emotionalen und einen mentalen Bereich aufteilt. Der mentale Bereich war im oberen Drittel mit einem Strich begrenzt als anschauliche Erklärung dafür, dass alles
unterhalb dieses Striches sich von anderen Menschen nur durch individuelle Erfahrungen unterscheidet. Anders gesagt: diese zweieinhalb Bereiche bezeichnen wir als Ich und nennen dabei unseren Namen: unsere Persönlichkeit, mit der wir uns identifizieren.
Die Identifikation mit diesen Persönlichkeitsbereichen birgt das Potenzial für viele Probleme, weil je nach Problemstellung der physische Bereich (u. a. Schmerz, Krankheit, Verletzung) oder der emotionale Bereich (u. a. Wut, Angst, Enttäuschung) oder auch der mentale Bereich (u. a. Vorurteil, Schlussfolgerung, Illusion) uns beherrscht - wir sind dann der Schmerz, die Wut, das Vorurteil und nehmen dies als die Realität wahr.
Die Absicht des ganzen Vorhabens war den Spielern zu zeigen, dass es trotz eines momentanen Vorhandenseins von evtl. Schmerz, Wut oder vielleicht eines Vorurteils (z. B. „Dieser Gegner ist zu Hause nicht zu schlagen“) weiterhin möglich ist
• unterscheiden zu können
• eine Wahl zu haben
• zielorientiert zu handeln und
• sein eigener „Coach“ zu sein.
Der Begriff „Coach“ wurde von den Spielern gewählt. Um sein eigener Coach zu sein, ist es notwendig sich selbst beobachten und reflektieren zu lernen. Dieser Beobachter bzw. Coach befindet sich „über“ der Persönlichkeit und wurde in das Schema oberhalb der Linie im mentalen Bereich eingezeichnet.
Wenn der innere Coach ein Ziel vorgibt (z. B.: 100% konzentriert auf den nächsten Ball und voller Einsatz für die Mannschaft), dem die Persönlichkeit zu großen Teilen zustimmt (z. B. physisch und emotional), aber ein Bereich nicht mitmacht (in unserem Beispiel hier der mentale Bereich, vielleicht wegen der vorgefassten Meinung, dass der Gegner in eigener Halle zu stark sei und man selbst nicht gut genug), kommt es zum Konflikt. Konflikte lösen Stress aus, denen die Spieler mit den o. g. Übungen begegnen können.
Den Spielern wurde anschließend die Aufgabe gegeben, das in den Unterlagen befindliche Formblatt zur Selbsteinschätzung auszufüllen, so regelmäßig wie möglich eine der eben gemachten Übungen durchzuführen und soviel reines Wasser wie möglich zu trinken.
Im Anschluss an die Präsentation bat der Trainer die Spieler, sich mit den Unterlagen zu beschäftigen und nachzuforschen, ob sie bei sich einen Konflikt bzw. Stress feststellen können. In den regelmäßig vom Trainer durchgeführten Einzelgesprächen mit den Spielern hat er je nach Ermessen einzelnen Spielern vorgeschlagen sich mit mir in Verbindung zu setzen, sofern sie dies wollten. Die Spieler, die zu einer Zusammenarbeit bereit waren, habe ich dann in Einzelsitzungen begleitet. Weiter unten ist ein Fallbeispiel einer Sitzung mit einem der Spieler aufgeführt.
Das zweite Meeting fand während eines Trainingslagers in der Schweiz statt. In diesem Meeting wurde der Inhalt des ersten Meetings wiederholt, ein Ziel wurde erörtert („Alles für das Team, alles für den Sieg“), das der Mannschaft für die Saison als Überschrift dienen sollte und als Gruppenbalance führten alle die „Psychologische Umkehr“ mit Klopfen der Handkanten Dü 3 aus. Vor der Balance wurden die in der Transformationskinesiologie üblichen Vortests durchgeführt:
mittels Surrogat wurde die Bereitschaft geklärt, alle Hindernisse zu 100 % loszulassen, die vom Erreichen des Ziels abhalten (1. Bereitwilligkeit) und ebenso die Bereitschaft auf 100 % erhöht, den Nutzen aus der Veränderung zu akzeptieren, die sich ergibt, wenn das Ziel erreicht sein wird (2. Bereitwilligkeit). Anschließend visualisierten die Spieler nach Kräften ihre Version des Zieles und führten danach eine körperliche Aktion durch, die diese Visualisierung unterstützen sollte.
Das dritte Meeting wurde aus terminlichen Gründen in die zweite Saisonhälfte verlegt und hatte zum Inhalt
• die kinesiologischen Übungen vom ersten Meeting
• Feedback vom 1. und 2. Meeting und Erfahrungen der Spieler mit den Übungen
• Verfeinerung des Ziels
• Gruppenbalance mit den Schwerpunkten
• Visualisation: die eigene Spielposition und eine wiederkehrende stressbeladene Situation im Spiel
• Aktion: Spielsituation als Rollenspiel
Als Balance stellte ich verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl aus der Transformationskinesiologie (TK), Brain Gym, TfH usw.:
• Ausrichtung
• Energie Atmen
• Akupunkturpunkt Dünndarmmeridian 3 klopfen
• Crossover Bewegung mit Musik
• Die Figur der 8er in verschiedenen Varianten (Elefant, Augenrotation, 8 gehen)
• Lachen (Witze erzählen)
• Neurolymphatische Punkte reiben.
Autorin: Daniela Mohr